... ich glaube, das ist immer eine Sache der Perspektive.
Verkäufer von irgendwas stehen naturgemäss immer auf der anderen Seite als Käufer von irgendwas. Das ist bedauerlich, aber nicht zu umgehen. Als ich vor Jahren meinen treuen 108er verkauft habe, weil ich ja auf die Flosse umgestiegen bin, erging es mir ganz ähnlich. Da hatte ich nun viel Arbeit und Geld in den Wagen gesteckt, die Technik gepflegt und in Schuss gehalten - das Fahrwerk peinlich genau gewartet und nicht etwa das Bogebein durch die Flossenfeder ersetzt - und plötzlich sah ich mich in der Rolle des miesen Abzockers, Rosstäuschers, Betrügers. Nach anfänglichen Unsicherheiten bin ich dann aber zu dem Schluss gekommen, dass ich den Wagen diesen Stosstangenkratzersuchern und Ventildeckel-von-innen-Polierern ohnehin nicht verkaufen möchte. Wer einen Neuwagen sucht, der sollte sich einfach einen kaufen. Es gibt ganze Autohäuser, die sich auf sowas spezialisiert haben...
Die wichtigste Ansage für die Schonung meiner Nerven war übrigens der Satz: "Der Preis ist nicht verhandelbar." War er am Ende natürlich doch, aber so hast Du wenigstens die Heinis vom Hals, die Dir für Dein mit 6.000 Euro angebotenes Fahrzeug 1.800 Euro bieten und dazu sagen "Komm, Preis ist doch VB und da hast Du noch echt fette Geschäft gemacht..."
Auf der anderen Seite ist es auch als Käufer sehr nervig und riskant, ein altes Fzg. zu erwerben. Und: wenn Du selber kein Profi bist - woran sollst Du Dich orientieren? Klar sind ein Windabweiser oder die falschen Scheinwerfer kein Problem - ich würde nur genauer hinsehen, ob da nicht noch andere Teile nachträglich "umgefrickelt" worden sind. Das fängt mit den Ami-Scheinwerfern an, geht dann mit der aufgesägten Radioblende weiter über eine falsche Bereifung bis hin zu den verkehrten Bremssätteln...
Ein Angebot nach Bildern und Beschreibung zu beurteilen ist kaum möglich, da sind sich ja hier alle einig. Und dass man einen Menschen mit Ahnung mitnehmen sollte, wenn man selber nicht viel davon hat ist ja auch allgemeiner Konsens. Ich für meinen Teil sehe mir auch die Verkäufer genau an - und zwar möglichst live + in Farbe. Die Herkunft eines Autos lässt häufig Rückschlüsse auf dessen Pflegezustand zu, und das ist um so wichtiger, je älter das Fzg. ist. Ich spreche da aus Erfahrung - nachdem ich viele Monate nach einem brauchbaren 126er gesucht habe, konnte ich im Frühjahr schliesslich einen privat aus einer Erbschaft kaufen. Der Schlitten ist viele Jahre lang richtig lieb gehabt worden, das merkt man ihm deutlich an - und das merkte man auch dem Verkäufer an. Über meine interessierten Besuche bei diversen Händlern an Rhein & Ruhr könnte ich ein kleines, satirisches Buch schreiben. Ich werde bei meinen künftigen Fahrzeugsuchen Händler kategorisch ausklammern - die Besuche dort haben zwar durchaus Unterhaltungswert, sind aber leider immer vertane Zeit.
Grabenüberwindende Grüsse, Dan.